Wenn ein Malteser zu ihnen sagt: "You're welcome", dann ist das keine leere Floskel, er meint es wirklich so. Malta ist mindestens eine Reise wert. Eine malerische Insel mit angenehmem Klima, freundlichen und ungewohnt hilfsbereiten Einwohnern, einer interessanten und wechselvollen Geschichte und vielen Sehenswürdigkeiten. Und Maltas Busse sind einmalig. Manche dieser Busse sind mehr als 40 Jahre alt und knattern immer noch über die mehr oder weniger schlaglochreichen Straßen Maltas und Gozos. Trotzdem oder gerade deshalb macht eine Fahrt über die Insel mit einem dieser Busse so viel Spaß. Sie sind die billigste und schönste Art, Malta auf eigene Faust zu erkunden. Vielen Dank an Lutz Brose, der noch einen Ford Baujahr 1938! gefunden und mir ein Bild (97k) davon hat zukommen lassen. Leider sind die Buslinien auf Malta für "Nicht"-Einheimische etwas unübersichtlich. Für Touristen sind sie eigentlich auch nicht gedacht und die Malteser kennen ihre Linien. Heutzutage haben alle Linienbusse Nummern. Das war aber nicht immer so. Noch vor einigen Jahren hatten die unterschiedlichen Strecken nur verschiedene Farben. Dann bekamen sie Nummern und wurden alle grün gespritzt. Jetzt sind ausnahmslos alle Linienbusse weiß-gelb mit einem orangenen Streifen. Die Busse selbst gehören privaten Betreibern, meist den Fahrern selbst. Die Betreiber sind in der "Public Transport Association" organisiert. Vor ein paar Jahren hat die Regierung Maltas versucht, die alten Busse durch neue zu ersetzen und die Eigentümer wollten eine Entschädigung. Daran ist das ganze dann gescheitert. Wie auch immer: hat man erst einmal das Prinzip der Buslinien verstanden, dann ist es relativ einfach. Für ein verteiltes Linienbusnetz ist die Insel zu klein; wahrscheinlich würde das alles nur noch komplizierter machen. Die meisten Linien fahren vor den Toren Valettas rund um den Triton-Brunnen auf dem Main Bus Terminus ab. Man muß also erst einmal nach Valetta kommen, um den Rest der Insel zu erkunden. Trotzdem gibt es auch ein paar direkte Linien (s.u.). Geht man durch das Stadttor von Valetta und hält sich hart rechts, steht man nach etwa 60m genau vor dem Büro der Tourist Information. Dort und an den Information Offices auf dem Main Terminus ist ein beidseitig bedrucktes A4-Blatt mit dem aktuellen Fahrplan der Busrouten zu bekommen. Leider ist die Qualität der Kopien meist so schlecht, daß man einige Informationen nur erraten kann. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht und die Grafik des Bus Terminus neu aufgelegt (800x600,44kB). Sorry, wenn ein oder zwei Nummern nicht stimmen; teilweise habe ich mit einer Lupe geraten. Nicht meckern, sondern mailen. Die Liniennummern findet man übrigens auch links und rechts des Stadttores auf großen und gut lesbaren Tafeln. Die Insel ist übrigens in drei Zonen (A bis C) eingeteilt, nach der sich die Höhe des Fahrpreises richtet (15/18/20/40 Cent). Meines Wissens nach gibt es keine Kurzstrecken. An den Information Offices und in der Tourist Information können sie auch Fahrscheine (Travel Tickets) für 1, 3, 5 oder 7 Tage erwerben, sie kosten jeweils 1.5, 4.0, 4.5 bzw. 5.5 Malta-Pfund (Stand: Mai 2001). Da sie bei jedem Umsteigen einen neuen Fahrschein lösen müssen, lohnt sich eine Tages- oder Wochenkarte nur, wenn sie viel Kurzstrecke fahren und jeden Tag unterwegs sind.
Und so kommen sie auf eigene Faust zu ein paar der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Maltas: Nach Rabat gelangen sie von Valetta aus mit der Linie 81 für 15 Cent. Steigen sie in Rabat in der Nikol Saura-Street an der St. Augustine-Kirche aus. Bis hierhin reicht die Zone A. Von hier aus können sie leicht zu Fuß Mdina und die Altstadt von Rabat erreichen. Rabat ist die Nachbarstadt Mdinas, der einstigen Hauptstadt der Insel. Sehenswert in Mdina ist eigentlich alles. Vom Bastion Square hat man einen wunderbaren Blick herab auf Malta. Zurück in Rabat lohnt sich ein Besuch der St. Pauls Church, des Wignacourt College Museums und den St. Pauls Catacombs. Von dort, wo sie aus dem Bus ausgestiegen sind, kommen sie mit 15 Cent und der Linie 81 weiter an den Buskett Gardens vorbei bis hierher: Quasi auf dem Weg zu den Cliffs liegen die sogenannten Karrenspuren, auch Clapham Junction genannt. Es gibt tatsächlich Reiseführer, die steif und fest behaupten, daß sie schwer zu finden sind. Die Reiseführer behaupten auch, daß diese Spuren von Karrenrädern oder Gleitkarren stammen. Wer sie sich aufmerksam ansieht, weiß, daß das Blödsinn ist. Der Weg zu den "cartruts" ist übrigens ab der Bushaltestelle ausgeschildert. Oder folgen sie einfach den Reisegruppen, die in Kleinbussen dahin unterwegs sind. Eigentlich kann man sie nicht verfehlen. Die sehenswerten Dingli Cliffs sind der höchste Ort Maltas. Sie liegen bis zu 250m über dem Meer. Ist man dann einmal auf den Dingli Cliffs, kann man zu Fuß weiter nach Dingli wandern und die Aussicht und die Landschaft genießen. Die Insel, die sie von den Klippen aus sehen können, heißt übrigens Filfla und ist auf der Baedeker-Karte überhaupt nicht und auf anderen Karten an der falschen Stelle eingezeichnet. Wenn sie sich rechts halten, gelangen sie an einer alten Radarkuppel und einem umzäunten Park vorbei etwa 15 Minuten später in das Dorf Dingli. Von hier aus gelangen sie mit 18 Cent und der Linie 81 wieder zurück nach Valetta. Der Tempel von Tarxien ist leicht von Valetta aus mit der 11 zu erreichen, das kostet 15 Cent. Achten sie bei der Busfahrt auf das Ortsschild von Tarxien. Die Orte gehen nahtlos ineinander über. Der Bus biegt nach rechts auf einen Marktplatz mit einer großen baumbestandenen "Insel". Linkerhand ist eine große Kirche. Steigen sie dort aus. Sie stehen jetzt genau vor der Kirche. Wenden sie sich nach links und biegen sie in die erste Straße links neben der Kirche ein. Der Weg zu den Tempeln ist auch hier ausgeschildert. Sie befinden sich nur wenige Straßenzüge entfernt mitten in der Stadt. Der Eintritt kostet Lm1. Kinder und Erwachsene über 65 haben freien Eintritt. Nur ein paar Straßen weiter in Paola befindet sich das Hypogaeum von Hal Saflieni, eine der eindrucksvollsten unterirdischen Tempelanlagen weltweit. In den meisten Reiseführern steht, daß das Hypogaeum geschlossen ist. Das war er bis vor zwei Jahren auch. Nach Auskunft des Personals am Tarxien-Tempel werden derzeit (Stand: Mai 2001) wegen der Luftfeuchtigkeit, die die Anlage schwer geschädigt hat, nicht mehr als 40 Besucher pro Tag hineingelassen. Die Voranmeldezeit beträgt mindestens 7 Tage. Zurück auf dem Markt befindet sich auf der anderen Querseite des Marktes eine andere Bushaltestelle. Von hier kommen sie mit fast allen Bussen und mit 15 Cent zurück nach Valetta. Fragen sie einfach. Die Fahrt nach Hagar Qim kostet aus mir unerfindlichen Gründen 40 Cent. Suchen sie sich auf dem Bus Terminus in Valetta einfach die Linie 38. Der Bus fährt vorbei an "Blue Grotto" bergauf, die nächste Haltestelle ist die richtige: Für Lm1 können sie sich Hagar Qim und das etwa 300m weiter Richtung Küste liegende Mnejdra anschauen. Mnejdra ist derzeit leider nicht zugänglich, weil Vandalen den Tempel mit Farbe beschmiert und unwiederbringlich zerstört haben. Auf der Ostseite des Tempels von Hagar Qim befindet sich übrigens einer der größten je in einer neusteinzeitlichen Anlage verbaute Monolith. Er wiegt etwa 60t. Wenn sie davorstehen, werden sie ihn auch bemerken. Wollen sie zurück in die Zivilisation, dann gehen sie an die Haltestelle, an der sie ausgestiegen sind. Der nächste 38er nimmt sie für 40 Cent mit zurück über Qrendi nach Valetta. Update (17/10/03): Mnejdra ist wieder zu besuchen und die Spuren für Laienaugen nicht mehr zu erkennen. Danke an Lucky Luka für die gute Neuigkeit. Sonntag Vormittag lohnt sich ein Besuch auf dem Flohmarkt vor den Toren Valettas. Sonntags ist ganztags auch Markttag in Marsaxlokk, dem größten Fischerort Maltas. Die Fahrt dorthin mit der Linie 27 kostet sie 15 Cent. Wenn sie den Markt direkt am Hafen sehen, steigen sie einfach aus. Die Bucht liegt voller Fischerboote, maltesisch Luzzi genannt, die am Bug links und rechts je ein Auge tragen. Die Augen sind phönizischen Ursprungs und sollen vor dem bösen Blick des Teufels schützen. Das Innere der Pfarrkirche Our Lady of Pompei entschädigt für den Anblick des Kraftwerks an der Westseite der Bucht. Für Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten: es gibt hier ein Lokal am anderen, die die frischen Tagesfänge lecker zubereitet anbieten. Frischer gehts wirklich nicht. Etwa in der Mitte der Hafenpromenade führt eine ausgeschilderte Straße (man muß schon genau hinsehen) zum Marsaxlokk Terminus. Von dort fahren die Busse ab und zurück nach Valetta. Gozo erkundet man das erste mal am besten und einfachsten mit einer geführten Tagestour, die man vor Ort bei seinem Reiseveranstalter für etwa Lm20 buchen kann. Man wird mit dem Bus vom Hotel abgeholt und kommt mit der Fähre von Cirkewwa (Gozo Ferry Boat Terminal) auf die Nachbarinsel Gozo. Gozo hat eine Landschaft, die sich von der Maltas deutlich unterscheidet und hat viel Sehenswertes. Manchen gefällt Gozo sogar besser als Malta.
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last update: 20.10.2003 |
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