Die Rechtsschraibräfohrm



So unnütz wie ein Kropf ist sie, die Rechtschreibreform (Zitat R. Herzog). Ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber wem zum Teufel fällt es aus heiterem Himmel ein, daß das Rechtschreibsystem, das wir bis jetzt benutzt haben, überholungsbedürftig ist? Eine Sprache, geschrieben wie gesprochen, ist doch keine Regierungsangelegenheit! Zumal die sprachlichen Unterschiede von Ostfriesland bis nach Bayrisch-Kongo doch etwas schwer unter einen Hut zu bekommen sein dürften. Tschuldigung, hier gehts ja ums Hochdeutsche.

Sicher umfaßte das Regelwerk des fast 100 Jahre alten Duden eine ganze Menge Ausnahmen, die eher die Regel waren. Doch diese wurden durch genausoviele - wenn nicht noch mehr - neue Regeln abgelöst, die auch nicht einfacher zu beherrschen sind. Der Kunstgriff, "belemmert" von "Lamm" abzuleiten und ab sofort "belämmert" zu verordnen, scheint mir doch ein wenig weit hergeholt zu sein. Ganz schlimm wird es meiner Meinung nach, Wörter einer fremden Sprache wie z.B. Portemonaise oder Garage einzudeutschen: Portmonee und Garasche (6- ?). Der Eindeutschungswahn der Sprachkundler macht nur vor wenigen Dingen halt und ist dann doch so inkonsequent in seiner Umsetzung.

Nicht einmal die Amerikaner trauen sich das: bei ihnen gibt es immer noch "an Rucksack full of Bockwurst and Sauerkraut". (Blödes Beispiel). Ich bin der Meinung, wenn ich ein Wort aus einer fremden Sprache benutze, sei es aus dem französischen oder sonstwoher, schreibe ich es so, wie es in der Fremdsprache geschrieben wird. Alles andere macht keinen Sinn. Denn warum sollte ich mir dann noch die Mühe machen, eine Fremdsprache zu lernen. Auch vereinfacht es nicht gerade die Reise in solche Länder, deren Worte ich benutze, wenn ich sie nicht im Original erkenne. Unser gutes altes Hochdeutsch hat mehr Fremdworte übernommen, als uns bewußt ist. Deutsch hat viele Anleihen im Griechischen und Lateinischen genommen, auch das Französische ist uns nicht fremd. Den meisten Greuel haben die Sprachwissenschaftler aber anscheinend vor Anglizismen.

Aber ich bin voreingenommen, denn ich bin ein Betroffener: ich arbeite in der Computerbranche (wieder so ein Fremdwort). Aber Computer-Englisch ist eine Fachsprache, die nichts mit dem Hochdeutschen zu tun hat. Es geht doch einfach nur darum, daß sich Fachleute untereinander auf ein und derselben Begriffsebene bewegen. Sei es im Sprechen (CeBIT) oder im Lesen (Fachliteratur). Warum wird Ärzten nicht verboten, den Patienten Latein um die Ohren zu hauen? Das wäre genauso hirnrissig. Wer sich mit dem bestimmten Fachgebiet beschäftigen muß, kommt nun einmal nicht darum herum, sich mit Fachtermini (wieder so ein Fremdwort) ausenanderzusetzen. Wahrscheinlich haben die älteren Jahrgänge deutschen Beamtentums (nichts anderes sind diejenigen, die das ganze ins Rollen gebracht haben) einfach nur Angst, irgendwann vor der Tür zu stehen und nicht mehr reingelassen zu werden, weil sie keiner mehr versteht.

Die Regulierungswut deutscher Beamter ist ja schon sprichwörtlich und schlägt sich in vielen schönen, sprachwissenschaftlich exakten Verordnungen und Gesetzen nieder, die niemand sonst versteht. Warum verbietet eigentlich niemand den Beamten solche Sprachmonster? Und warum zum Teufel, soll sich die Bevölkerung nach unten und nicht nach oben orientieren? Vielgehörtes Argument ist der schlechte Notendurchschnitt der Schüler im Deutschunterricht. Niemand hat gesagt, das es einfach ist, seine Muttersprache zu erlernen. Zumal Deutsch zu einer der schwieriger zu erlernenden Sprachen gehört. Aber warum sich an den schlechten Schülern orientieren? Warum staatlich verordnete Legasthenie? Warum nicht alle Schüler dazu befähigen, ihre Muttersprache zu beherrschen? Meiner Meinung nach läßt das tiefe Blicke in die Abgründe des deutschen Bildungssystems zu. Hier tun sich wirklich Abgründe auf: jeder achte Schüler ist nach dem Schulabgang Analphabet! (schon wieder ein Fremdwort) In Deutschland gibt es ca. 1 Million Analphabeten. Das sollte uns doch wirklich zu denken geben! Sollten Fernseher und Videogames wichtiger sein als ein gutes Buch? Manchmal habe ich diesen Eindruck! Wer wagt sich daran, die alten Klassiker, seien es Goethe, Schiller oder Fontane, neu einzudeutschen? Oder bekommen die eine Ausnahmegenehmigung?

Das tollste an der ganzen Sache ist aber, daß es nach dem Fall des Monopols "Duden" nun nicht nur einen, sondern 10 (in Worten: zehn) Verlage gibt, die jeweils ihre eigenen Rechtschreibregeln drucken, unters Volk bringen und die sich in ca. 1000 Fällen unterscheiden. Nach welchem "Werk" soll unterrichtet werden und die Zeitungen Korrektur gelesen werden? Welcher Verlag bringt welche Bücher nach welcher Rechtschreibung heraus? Sind Bayern dann Preußen oder Sachsen gegenüber im Vorteil? SCHIZOPHREN!!!! (schon wieder ein Fremdwort!)

Warum hat man sich nicht einfach an anderen Sprachen orientiert und zum Beispiel die Groß- und Kleinschreibung vereinfacht: Satzanfang und Eigennamen groß, alles andere klein. Oder alles klein, wie im TELEX-Verkehr? Warum streicht man das "ß" nicht ganz aus der deutschen Sprache? Der Verständlichkeit würde all das keinen Abbruch tun und rund die Hälfte der Regeln würden einfach unter den Tisch fallen!

Die Verdummung des deutschen Volkes nimmt neue Ausmaße an. Ich bin weißgott kein Nationalist, wenn ich mir Gedanken um die deutsche Sprache mache. Aber ein dummes Volk läßt sich nun einmal einfacher regieren, das zeigt die Geschichte ganz deutlich. Liege ich so daneben, wenn es den Bayern wichtiger ist, für die Öffnung der Biergärten bis 23:00 auf die Straße zu gehen als für ihre Muttersprache? Ich denke, in anderen Ländern hätte sich die jeweilige Regierung in Sachen Rechtschreibung solche Dinger nicht ungestraft leisten können wie hier in Deutschland.

Das Bundesverfassungsgericht hat übrigens am 14. 7. 1998 zur Rechtschreibreform entschieden, daß es nur um die Umsetzung der neuen Rechtschreibung an den Schulen geht, keineswegs um den öffentlichen Gebrauch der Sprache und Schrift, weder in Behörden oder Ämtern, noch in Zeitungen und Zeitschriften. Um so unverständlicher ist es, wenn sich Tageszeitungen und Zeitschriften an diese Regeln gebunden fühlen und sogar Leserbriefe korrigiert abdrucken. Meiner Meinung nach ein klarer Verstoß gegen unser aller Grundrechte: Artikel 5 GG sichert uns nicht nur die Freiheit der Meinung zu, sondern garantiert auch den ungeregelten Sprach- und Schriftausdruck.

Ich habe noch einen Artikel passend zum Thema im "Eulenspiegel" 09/99 gefunden, den ich hier zitieren möchte:

"Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Der "Eulenspiegel" ist bekanntlich für jeden Schwachsinn zu haben. Aber nicht, wenn er von oben verordnet wird!
Die neue Rechtschreibreform zum Beispiel geht uns, auf gut deutsch gesagt, am Arsch vorbei. Nur jeder sechste Bürger, so wurde ermittelt, will sich an die halbgaren neuen Regeln halten. Wir haben nachgezählt: Wir sind nicht der sechste, sondern - wie zu erwarten war - der erste. Folglich werden wir uns an dem Versuch, auch noch den letzten Legastheniker in den Stand des Schriftgelehrten zu erheben, nicht beteiligen. Außerden fehlte uns gerade das Kleingeld für einen neuen Duden.
Uns ist durchaus bekannt, daß sich fast alle richtig deutschen Zeitungen und Zeitschriften - auch der ehemals in diesem Punkt besonders großmäulige "Spiegel", haha! - gewohnt anpasserisch verhalten. Weil sie zu faul sind, die neudeutschen Agentur-Meldungen ins Altfränkische zu übersetzen. Oder - so die offizielle Lesart - weil sie beim sprachlichen Abstieg "nicht hinterherhinken" (neu: hinterher hinken) wollen. Wir aber wissen noch aus DDR-Zeiten: Die (ideologisch) Zurückgebliebenen können ganz schnell zur Avantgarde werde. Und diesmal wollen wir dabei sein!
Freilich wissen wir auch, daß uns viele Deutschlehrer und Beamte hierzulande (neu: hier zu Lande) nicht folgen werden, wenn wir in den orthografischen Untergrund abtauchen. Unser subversiver Akt der Verweigerung wird uns also Leser und Geld kosten. Aber was zählt schon der schöne, schöne Mammon, wenn es um die Sache geht?!
Den tapferen deutschen Widerständlern rufen wir zu: Reformgegner aller Bundesländer, vereinigt euch! Schart euch um den "Eulenspiegel", die Speerspitze der Konterreform! Nur hier, in diesem Blatt, wird man künftig noch lesen können, wie schön schwachsinnig die deutsche Sprache einst war!
Bis auf Widerruf natürlich.

Herzlichst, Ihre Redaktion "Eulenspiegel"©"


Ein paar Links habe ich hier auch noch anzubieten:



WANN IST ENDLICH SCHLUSS MIT DIESEM DUMMFUG?
MACHT EIN ENDE DAMIT UND WEHRT EUCH DAGEGEN!
LEISTET ZIVILEN UNGEHORSAM!

Deine Meinung ist gefragt!
   
last update: 05.01.2001 home  back  top