Gerätebau



Du hast dich also entschlossen, das Ziel deiner niederen weltlichen Wünsche selbst zu bauen. Die erste Stufe, den Weg von der Idee zur Schaltung, will ich hier nicht ansprechen, weil es darüber genug Literatur gibt. Über die nächsten Schritte schweigen sich die meisten Autoren aus und der willige Selbstbauer wird hier, auch wenn er (oder sie) einen Bausatz erworben hat, allein gelassen. Der Weg zum fertigen Gerät liegt in dunkelster Nacht. Literatur aus Zeiten, wo der Selbstbau von Geräten noch an der Tagesordnung war, ist da ein bischen geschwätziger.

Man tut gut daran, sich vorher zumindest einen groben Überblick über alle Bedienelemente und Anschlüsse zu machen und zu Papier zu bringen. Welche Anschlüsse sind wichtig und welche gehören auf die Frontplatte, welche auf die Rückseite? Wie kann ich die Bedienelemente, nach Funktionen oder logischen Abschnitten getrennt, auf der Frontplatte anordnen? Ist die Bedienung logisch und für andere nachvollziehbar? Ist es notwendig, dieses oder jenes Bedienelement überhaupt auf die Frontplatte zu setzen? Habe ich genügend Kontrollmöglichkeiten über die Betriebszustände des Gerätes? Wie steht es um die Stromversorgung des Gerätes? Sind die Baugruppen überhaupt für die portable Stromversorgung (12 bzw. 13,8V) brauchbar? Kann ich mit meinen beschränkten mechanischen Möglichkeiten das Gehäuse überhaupt so in Form bringen, wie ich es mir vorstelle? Welchen mechanischen, elektronischen und schließlich finanziellen Aufwand will ich treiben, um an das Ziel meiner Wünsche zu gelangen? Fragen über Fragen.

Die meisten Bausatz-Hersteller machen sich meiner Erfahrung nach keine oder nur wenige Gedanken über den vernünftigen Einbau ihrer Bausätze in ein Gehäuse. Entweder liegen die Befestigungsbohrungen nicht im Rastermaß (welchem Maß auch immer), die Platinenmaße sind extrem oder auf spezielle Gehäusemaße zugeschnitten, Potentiometer oder Buchsen sind direkt auf die Platine gelötet, Anschlußpunkte liegen ungünstig oder sind ohne Flickschusterei nicht nach außen führbar, die Platinen sind nicht entgratet oder der Bausatz benötigt exotische Betriebsspannungen. Einige Bausatzhersteller liefern wenigstens eigene Gehäuse mit bedruckten Frontplatten mit. Diese sind in nur wenigen Fällen (wie die der Fa. ELV) wirklich qualitativ hochwertig. Meist bestehen die Gehäuse aus Kunststoff, die ich aus einigen Gründen für meine Geräte ablehne.

Ich erzähle hier sicher nichts neues, wenn ich behaupte, daß Kunststoffgehäuse nicht EMV-sicher sind, CE-Zeichen hin oder her. Das hat auch der Hersteller ELV realisiert, der seine Bausätze optional auch mit CE-konformen Metallgehäusen anbietet. Ich bevorzuge Metallgehäuse, weil sie mechanisch meist sehr stabil und störstrahlungssicher sind. Das ist sehr von der Konstruktion des Gehäuses abhängig. Stahlblechgehäuse (meist Billigangebote mit einer Wandstärke von 0,75mm) sind nicht das idealste. Zum einen läßt sich Stahblech nur schwer hobbymäßig bearbeiten, zum zweiten sind die Blechteile in den meisten Fällen mit Blechschneidschrauben miteinander verbunden, die spätestens nach dem dritten Auseinandernehmen "durchdrehen". Man tut gut daran, entweder gute Alu-Gehäuse (die ihren Preis haben) zu benutzen oder sich an der Industrie- bzw. Militärelektronik zu orientieren. Einige Surplus-Anbieter haben Geräte im Angebot, die für ihren eigentlichen Gebrauch zu speziell, aber zum Ausschlachten ideal sind. Zum einen kann man Teile gewinnen, die sich noch gut für eigene Projekte verwenden lassen und zweitens sind die Gehäuse, mit einer neuen Frontplatte ausgestattet, ideal für unser Vorhaben. Diese bieten meist zumindest einen Schutz gegen Spritzwasser und haben Frontplatten- und Tragegriffe sowie einen Deckel zum Schutz der Frontplatte. Oder sie sind so universell aufgebaut, daß sie sich leicht modifizieren lassen. Das Stichwort ist 19-Zoll-Technik. Ich weiß, ich weiß: zu groß, zu sperrig, zu teuer und zu kompliziert zu planen und zu bauen. Aber die 19-Zoll-Technik hat unbestreitbare Vorteile zu bieten.

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last update: 05.01.2001 home  back  top